Islamische Feiertage spielen in der religiösen Praxis von Muslim:innen eine zentrale Rolle. Feiertage werden von Muslim:innen häufig zum Anlass genommen, Familienbande und Freundschaften zu pflegen oder mit anderen Muslim:innen in Moscheen zusammenzukommen und gemeinschaftliche Gebete zu verrichten.
Neben den großen Feiertagen gibt es aber auch besondere Nächte. Diese sind hauptsächlich im türkischsprachigen Raum verbreitet und werden als „kandil“ bezeichnet. Diesen Nächten werden häufig spirituelle Bedeutungen beigemessen, die eher auf Kultur als auf Religion beruhen.
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Eid al-Adha (Opferfest)
Das Opferfest, Eid al-Adha, erinnert an die Bereitschaft des Propheten Abraham (as), seinen Sohn Ismael (as) auf Allahs (swt) Befehl hin zu opfern. Es ist das höchste Fest von Muslim:innen und markiert zugleich das Datum für die jährlich stattfindende große Pilgerfahrt Hadsch.
- Datum: Das Opferfest wird am 10. Tag des Monats Dhul Hidscha gefeiert, dem zwölften und letzten Monat des islamischen Kalenders, und fällt mit dem Höhepunkt der Pilgerfahrt (Hadsch) nach Mekka zusammen.
- Bedeutung: Das Eid al-Adha betont die Bedeutung von Gehorsamkeit gegenüber Allah (swt) und die Opferbereitschaft. Es ist eine Zeit, in der Muslim:innen das Fleisch ihrer Opfertiere mit Bedürftigen teilen. So ist das Opferfest aus muslimischer Perspektive ein Fest des Dankens und Teilens mit anderen.
- Feierlichkeiten: Das Fest beginnt mit dem gemeinschaftlichen Festgebet in der Moschee, gefolgt von der Opferung eines Tieres (meistens Schaf, Ziege oder Rind). Fleisch wird unter Familie, Freunden und Bedürftigen verteilt. Muslim:innen verbringen den Tag mit Gebeten, Familienbesuchen und festlichen Mahlzeiten.
Eid al-Fitr (Ramadanfest)
Das Ramadanfest, Eid al-Fitr, markiert das Ende des heiligen Monats Ramadan, in dem Muslim:innen von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang fasten.
- Datum: Eid al-Fitr beginnt mit dem ersten Tag des Monats Shawwal, dem zehnten Monat des islamischen Mondkalenders.
- Bedeutung: Das Fest symbolisiert die Dankbarkeit von Muslim:innen für die Kraft, den Ramadan zu vollenden. Es ist eine Zeit des Feierns, des Gebens und der Gemeinschaft.
- Feierlichkeiten: Muslim:innen beginnen den Tag mit dem gemeinschaftlichen Festgebet in der Moschee. Danach besuchen sie Familie und Freunde, tauschen Geschenke aus und genießen festliche Mahlzeiten. Es ist auch üblich, die Zakat al-Fitr (eine Almosengabe) zu entrichten, um Bedürftigen finanziell zu helfen.
Ramadan
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Kalenders und wird als der heiligste Monat des Jahres betrachtet.
- Datum: Ramadan beginnt mit der Sichtung des Neumondes und dauert 29 oder 30 Tage, je nach Mondzyklus.
- Bedeutung: Der Monat Ramadan erinnert an die erste Offenbarung des Korans an den Propheten Muhammad (saw). Fasten während des Ramadan gehört zu den fünf Säulen des Islam und symbolisiert Selbstdisziplin, spirituelle Reinigung und Mitgefühl für die Bedürftigen.
- Feierlichkeiten: Muslim:innen fasten von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang und beenden ihr Fasten mit einem Mahl (Iftar). Die Nächte werden oft mit speziellen Nachtgebeten (Taraweeh) in der Moschee verbracht. Der gesamte Monat ist eine Zeit intensiver Frömmigkeit, Reflexion und Spiritualität.
Mawlid an-Nabi
Mawlid an-Nabi, der Geburtstag des Propheten Muhammad (saw), wird von vielen Muslim:innen gefeiert, obwohl die Art der Feierlichkeiten variiert. Es handelt sich zum kein islamisches Fest im klassischen Sinne, sondern um eine Tradition.
- Datum: Der genaue Tag variiert je nach Land und islamischer Rechtsschule, aber es wird üblicherweise am 12. Tag des Monats Rabi‘ al-Awwal gefeiert.
- Bedeutung: Mawlid an-Nabi ist eine Gelegenheit, das Leben und die Lehren des Propheten Muhammad (saw) zu ehren, zu lernen und darüber zu reflektieren.
- Feierlichkeiten: Die Feierlichkeiten können Gebete, Predigten, religiöse Vorträge, Gedichtrezitationen und das Verteilen von Essen an Bedürftige umfassen. In einigen Regionen gibt es Prozessionen und öffentliche Festivitäten.
Aschura
Aschura ist ein wichtiger Tag, besonders für Schiiten. Der Tag von Aschura markiert das Martyrium von Imam Hussein (ra), dem Enkel des Propheten Muhammad (saw), in der Schlacht von Karbala im Jahr 680.
- Datum: Aschura wird am 10. Tag des Monats Muharram gefeiert.
- Bedeutung: Für Schiiten symbolisiert Aschura das Leiden und die Opferbereitschaft von Imam Hussein (ra). Für Sunniten ist Aschura auch ein wichtiger Tag, da es in der islamischen Tradition mit verschiedenen historischen Ereignissen verbunden wird, wie der Befreiung der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten.
- Feierlichkeiten: Schiitische Muslim:innen begehen den Tag mit Trauerprozessionen, Selbstgeißelungen und Rezitationen, um das Leid von Imam Hussein (ra) zu betrauern. Sunnitische Muslim:innen fasten an diesem Tag und gedenken der historischen Ereignisse.
Lailat al-Qadr
Lailat al-Qadr, auch als die Nacht der Bestimmung oder Macht bekannt, ist eine der letzten zehn Nächte des Ramadans und wird als die Nacht angesehen, in der der Koran zum ersten Mal offenbart wurde.
- Datum: Das genaue Datum ist unbekannt, aber es wird allgemein angenommen, dass es in einer der ungeraden Nächte der letzten zehn Tage des Ramadan liegt. Traditionell begehen viele Muslim:innen diese Nacht in der Nacht vom 26. auf den 27. Ramadan.
- Bedeutung: Diese Nacht gilt als die wichtigste und heiligste Nacht des Jahres. Muslim:innen glauben, dass Gebete und gute Taten in dieser Nacht besonders viel Segen bringen.
- Feierlichkeiten: Muslim:innen verbringen die Nacht in intensiven Gebeten, Rezitationen des Korans und Reflexion. Moscheen sind oft überfüllt, und viele Gläubige ziehen es vor, die ganze Nacht wach zu bleiben, um diese gesegnete Zeit zu nutzen.
Besondere Nächte (kandil)
Die Kandil-Nächte sind spezielle islamische Nächte, die besonders im türkischsprachigen Raum gefeiert werden. In dieser Auflistung finden sich auch die Lailat al-Qadr und die Mawlid an-Nabi. Die besonderen Nächte finden sich auch in den sog. drei gesegneten Monaten.
- Mevlid Kandili (Geburtsnacht des Propheten): Diese Nacht gedenkt der Geburt des Propheten Muhammad (saw). Muslim:innen feiern sie mit besonderen Gebeten, Rezitationen und religiösen Vorträgen.
- Regaip Kandili (Nacht der Wünsche): Diese Nacht markiert die Empfängnis des Propheten Muhammad (saw) im Mutterleib. Gläubige nutzen die Gelegenheit, um besondere Gebete zu sprechen und um Vergebung und Segen zu bitten.
- Miraç Kandili (Nacht der Himmelfahrt): Diese Nacht erinnert an die Himmelfahrt des Propheten Muhammad (saw). Muslim:innen gedenken dieses Ereignisses mit zusätzlichen Gebeten und der Rezitation des Korans.
- Berat Kandili (Nacht der Vergebung): Diese Nacht gilt als eine der gesegneten Nächte, in der Allah (swt) den Gläubigen vergibt und ihre Sünden reinigt. Muslim:innen verbringen die Nacht mit Gebeten, Fasten und Reflexion.
- Kadir Gecesi (Nacht der Bestimmung): Diese Nacht ist auch als Lailat al-Qadr bekannt und wird während des Ramadan gefeiert. Es ist eine Zeit intensiver Gebete und spiritueller Praxis.
Zusammenfassung
Die islamischen Feiertage und besonderen Nächte ermöglichen Muslim:innen, ihre religiöse Hingabe zu vertiefen, ihre Gemeinschaft zu stärken und sich an wichtige Ereignisse in der Geschichte des Islams zu erinnern. Jeder Feiertag und jede besondere Nacht hat ihre eigenen Rituale und Traditionen, die die spirituellen und sozialen Aspekte des muslimischen Lebens bereichern. Durch das Feiern dieser Tage können Muslim:innen ihre Verbindung zu ihrem Glauben und ihrer Gemeinschaft festigen.