Die drei gesegneten Monate: Radschab, Schaban und Ramadan

In diesem Beitrag widmen wir uns den im Volksmund als “Die drei gesegneten Monate” bezeichneten islamischen Monaten Radschab, Schaban und Ramadan.

Die aufeinander folgenden islamischen Monate Radschab, Schaban und Ramadan werden als die “Drei gesegneten Monate” (türkisch: üç Aylar) bezeichnet. Im muslimischen Kulturkreis (vorwiegend in der Türkei) und auch aus religiöser Perspektive genießen diese drei Monate einen besonderen Status. Dies geht zum einen zurück auf Überlieferungen vom Propheten Muhammad () und basiert zum anderen auf religiös-kulturellen Traditionen.

Oft als Beweis zitierte Überlieferungen wie „Oh Allah, segne die Monate Radschab und Schaban und führe uns in den Ramadan“ (Musnad, I, 259) oder „Der Radschab ist der Monat Allahs, der Schaban ist mein Monat und der Ramadan der Monat meiner Ummah“ (Kaschf al-Hafâ, Band 1, S. 186, Hadith Nr. 554) sind bei Fachleuten jedoch umstritten. Erstere Überlieferung wird von der Mehrheit der Hadith-Experten und Gelehrten als schwach eingestuft, während für die Zweite sogar von Autoritäten, wie as-Suyūtī, eine ursprüngliche Quelle angezweifelt wurde. Einzig auf die Bedeutung des Fastenmonats Ramadan, als muslimischer Fastenmonat, in dem der Koran al Karim offenbart wurde, kann verlässlich zurückgegriffen werden. Dies ist im Koran und in der prophetischen Tradition (Sunnah) zweifelsfrei verankert.

Es ist der Monat Ramadan, in welchem der Koran als Rechtleitung für die Menschen und als Beweis dieser Rechtleitung und als (normativer) Maßstab herabgesandt wurde. Wer von euch in diesem Monat zugegen ist, soll während seines Verlaufs fasten. Wer jedoch krank ist oder auf einer Reise, der (faste) eine (gleiche) Anzahl anderer Tage. Allah wünscht, es euch leicht — und nicht schwerzumachen und dass ihr die Zahl (der Tage) erfüllt und Allah dafür preist, dass Er euch geleitet hat. Und vielleicht seid ihr dankbar.

Sure 2, Vers 185, Übersetzung: Max Henning

Vorbereitung auf den Monat Ramadan

Das Konstrukt der “Drei gesegneten Monate” basiert daher eher auf einer Tradition, die sich in den vergangenen Jahrhunderten herausgebildet hat. Man sollte das Konstrukt aber nicht absichtlich missverstehen und von Grund auf ablehnen. Die Tradition selbst dient nicht dazu, eine Neuerung in Glaubensfragen einzuführen (bidʿa).

Der Beginn der drei Monate ist heute für die Masse von Gläubigen eher ein willkommener Anlass, um sich auf den bald bevorstehenden Monat Ramadan einzustimmen und vorzubereiten. In den drei gesegneten Monaten Radschab, Schaban und Ramadan liegen verschiedene wichtige Nächte. Deshalb verbringen Muslim:innen diese drei Monate auch stärker im Gedenken an Allah (swt) und üben mehr gottesdienstliche Handlungen aus, als in anderen Monaten.

Gelehrte sehen bestimmte Dinge bei den “Drei gesegneten Monaten” problematisch

Eine Vorbereitung im Sinne einer Verrichtung von freiwilligen und zusätzlichen religiösen Handlungen kann nicht per se als falsch betrachtet werden. Der Islam erlaubt grundsätzlich zusätzliche religiöse gottesdienstliche Handlungen wie Gebete oder Fasten. In den Quellen gibt es aus der Sicht der Mehrheit der Gelehrten jedoch keinen Hinweis darauf, dass ein Fasten im Monat Radschab segensreicher sein soll, als in anderen Monaten. Überlieferungen dieser Art wurden als schwach eingestuft und sind nach Meinung der Mehrheit nicht bindend für Muslim:innen.

Ein Fasten im Monat Schaban findet sich hingegen in den Quellen und wird von der Mehrheit der Gelehrten entsprechend auch als segensreich eingestuft. So gibt es einen bekannteren Ausspruch des Propheten Muhammad (), dass nach dem Fasten im Monat Ramadan ein Fasten im Monat Schaban segensreich sei (Tirmidhī, Zakāt, 28). Es bleibt allerdings weiterhin umstritten, ob es legitim ist, den gesamten Monat Schaban im Fasten zu verbringen.

Es gibt verschiedene Überlieferungen der Prophetentradition aus zuverlässigen Quellen (u. a. Muslim, Bukhari), die nahelegen, dass der Prophet Muhammad () keinen ganzen Monat vollständig gefastet hat, außer im Ramadan. Einige Gelehrte äußerten deshalb Bedenken, ein solches komplettes (Durch-)Fasten im Monat Schaban könnte das Fasten im Monat Ramadan entwerten. Es wurde daher empfohlen, wenn überhaupt gefastet werden sollte, nur die erste Hälfte des Monats komplett im Fasten zu verbringen.

Aischa (ra) sagte: “Allahs Gesandter () pflegte in einem solchen Ausmaß zu fasten, dass wir dachten, er würde niemals sein Fasten brechen. Und er fastete in einem solchen Ausmaß, dass wir dachten, er würde niemals fasten. Ich habe den Gesandten Allahs nie einen ganzen Monat fasten sehen, außer im Ramadan, und ich habe ihn in keinem Monat mehr fasten sehen als im Schaban.” In einer ähnlichen Version sagte sie (ra) , dass er (ﷺ) den ganzen Schaban zu fasten pflegte, d.h. er fastete den ganzen Schaban außer ein wenig.

überliefert bei Bukhari und Muslim, gefunden in Mishkat al-Masabih 2036, Buch 7, Hadith 79

Besondere Nächte in den “Drei gesegneten Monaten” Radschab, Schaban und Ramadan

In die drei Monate Radschab, Schaban und Ramadan fallen verschiedene religiöse Nächte, die als segensreich gelten. Am ersten Freitag des Monats Radschab ist die Regaib-Nacht. In der 27. Nacht des Monats Radschab ist zudem die Miradsch-Nacht. Die fünfzehnte Nacht des Monats Schaban ist die Berat-Nacht und die 27. Nacht des Monats Ramadan wird, obwohl sie in den letzten zehn Nächten vermutet wird, als Qadr-Nacht angesehen.

Die Regaib- und Berat-Nacht sind aus religiöser Sicht umstritten. Es gibt aus der Sicht der Mehrheit der Gelehrten keine Quellen, die zusätzliche Gebete rechtfertigen und eine Besonderheit dieser Nächte beweisen. Die Miradsch-Nacht selbst wird als Andenken an die Himmelsreise (al-Miʿrādsch) und Nachtreise (al-Isrāʾ) des Propheten Muhammad () teilweise anerkannt. Auch hier ist umstritten, ob zusätzliche Gebete erlaubt sind.

Die Qadr-Nacht wird hingegen im Koran in der Sura 97 erwähnt und erläutert. Sie wird dort als besonders wichtige und segensreiche Nacht beschrieben. Entsprechend wird auch empfohlen, die Qadr-Nacht im Gebet und im Gedenken an Allah zu verbringen.

Wir haben ihn wahrlich in der Nacht des Schicksals herabgesandt. Und was läßt dich wissen, was die Nacht des Schicksals ist? Die Nacht des Schicksals ist besser als tausend Monate. In ihr kommen die Engel und der Geist mit ihres Herrn Erlaubnis herab, mit jeglichem Auftrag. Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte.

Sura 97, Verse 1–5, Übersetzung: Max Henning

Akif Şahin

Akif Şahin aus Hamburg. Arbeite als SEO-Manager für eine der größten Bildungs-Gruppen in Europa. Als Muslim interessiert mich die Geschichte und Kultur des vorderen Orients. Auf diesem Blog gibt es Einsichten, Aussichten und Islamisches.

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