Ramadan-Beleuchtungen sind super. Sie sind schön, ästhetisch und verbreiten das Flair vom Orient, überall wo man sie sieht. Neuerdings kann man jetzt auch Pendants in Frankfurt (vom Steuerzahler bezahlt) und in Köln (spendenfinanziert) betrachten. Einige sehen in den Beleuchtungen von Flanier- und Einkaufsmeilen das Ende des Abendlandes, während andere sich davon mehr „Integration“ und „Anerkennung“ für die muslimische Community erhoffen.
Beide Sichtweisen zeigen, wie dumm Debatten mittlerweile in Deutschland geführt werden. Einige Kommentatoren schreiben sogar, die Islamisten würden sich durch solche Beleuchtungen bestätigt sehen. Da muss man dreimal hinschauen und lesen. Islamisten halten nichts von Beleuchtungen. Es zeigt das Missverständnis von Deutschland und seinen Muslim:innen auf ganzer Ebene.
Tradition ist nicht gleich Tradition
Wir versuchen Dingen Wurzeln beizumessen, wo sie gar nicht vorhanden sind. Beleuchtungen von Flanier- und Einkaufspassagen zum Ramadan sind heute eine Tradition, die eher kultureller und häufig kommerzieller Natur zu sein scheint. Tatsächlich ist es aber eine Tradition, die im Kapitalismus Fuß fasst. Gerade im Ramadan geben Muslim:innen nachweislich deutlich mehr Geld aus, als in anderen Monaten. Vor allem in Bezug auf Lebensmittel.
Warum sollten also solche Beleuchtungen in Einkaufsmeilen sonst installiert werden? Die „echte“ Tradition einer Lichtausstellung hat ihre Wurzeln auf einer anderen Ebene. Bestimmte Slogans und Werte werden in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung angewandt. Wir kennen es beispielsweise aus der Türkei, dass an Moscheen Lichtinstallationen jedes Jahr eine neue „Weisheit“ verbreiten.
Installationen an einzelnen Moscheen gab es auch schon
Solche Installationen hat es auch in Deutschland gegeben, bevor das Thema Frankfurt überhaupt aufgekommen ist. Man blicke nur auf repräsentative Moscheen in Berlin und anderswo, wo diese Tradition auch in diesem Jahr gepflegt wird. Übrigens haben diese ihre Wurzeln eher im christlichen Geschmücke als im islamischen.
Wer hier einen Kulturkampf herbeischreiben oder gleichzeitig eine Wertschätzung erkennen will, hat nicht richtig geschaut, was da eigentlich fabriziert wird. Der Fastenmonat ist ein Monat der Besinnlichkeit, der Einkehr, des Verzichts und des Gedenkens an Allah.
Ausdruck einer Kommerzialisierung des Ramadan
Wer Werbung für den Ramadan als Fastenmonat mit fragwürdigen Lieferketten bei der Produktion verbindet, mit dem Konsumgeist des Kapitalismus Menschen mehr zum Einkaufen von Produkten bewegen möchte, die sie alle nicht benötigen, betreibt eine Kommerzialisierung des Gedankens eines muslimischen Brauchs.
Und so muss man auch diese neuesten Aktionen bewerten. Die Lichtinstallationen können weder über eine herrschende, strukturelle Diskriminierung von Muslim:innen in Deutschland hinwegtäuschen, noch die Vorurteile gegenüber Muslim:innen abbauen.
Im Grunde muss man sie so bewerten, wie wir es mitten in der Energiekrise mit der Weihnachtsbeleuchtung getan haben: Es ist rausgeschmissenes Geld (100.000 € allein Frankfurt) und es bleibt unverständlich, warum wir plötzlich wieder für Beleuchtungen sein sollen, wo die Strom- und Energiepreise weiterhin immens hoch sind und sich alle angeblich um Umweltschutz kümmern.