Vor knapp zwei Jahrzehnten geriet ich in meine erste Verkehrskontrolle. Ich hatte gerade drei Freunde auf deren Bitte hin mit meinem weißen Audi 80 abgeholt und wurde direkt vor Ort von Zivilbeamten gestoppt. Meine Kumpel hatten wohl ein paar Gläser intus. Anders konnte ich mir das darauffolgende Fiasko nicht erklären. Der damalige Polizist fragte mich, ob ich Drogen konsumiert hätte. Ich verneinte und fügte hinzu: „Ich bin Muslim. Ich mache so etwas nicht.“ Meine Kumpel fingen daraufhin an, schallend zu lachen.
Später erklärte mir einer dieser Kumpel, dass er sich mit dem gleichen Spruch versucht hatte bei einer Kontrolle zu retten. Der Beamte habe ihm dann damals gesagt, er sei schon der vierte oder fünfte Muslim, der das sage und trotzdem aus dem Mund nach Alkohol rieche. Seit dieser Geschichte vermeide ich es gegenüber Polizist:innen offenzulegen, dass ich mit solchen Dingen auch aus religiösen Gründen nichts zu tun habe.
Déjà-vu mit der Polizei?
Die Geschichte von damals fiel mir heute wieder ein. Ich war mit einem Mietauto unterwegs und hatte meine beiden Kinder von der Schule abgeholt. Wir waren bereits eine Straße von meiner neuen Wohnung entfernt und ich sah, wie ein Zoll-Beamter das Warnzeichen anmachte und mich herausholte. Ich fuhr direkt auf den Parkplatz und machte die Fensterscheiben runter.
Die beiden Beamt:innen waren selbst erstaunt, warum man mich herausgepickt hatte. Sie spulten aber trotzdem das ganze Programm pflichtbewusst ab. „Woher kommen Sie? Wohin wollen Sie? Was haben Sie im Kofferraum? Ihren Führerschein und Personalausweis bitte! Haben Sie Drogen gekauft und transportieren Sie diese mit dem Fahrzeug? Konsumieren Sie selbst Drogen?“
Keine Angst vor solchen Kontrollen
Die Beamt:innen waren nett. Das ganze Gespräch und auch die Kontrolle dauerten keine zwei Minuten. Die Kinder schauten sehr interessiert und hörten sich alles an. Vermutlich das erste Mal — außerhalb der Schule — das sie echte Polizisten bzw. Beamt:innen hautnah sahen. Ich durfte dann, wie zuvor erwähnt, schnell weiterfahren. Den Kindern erklärte ich während der Weiterfahrt, dass sie vor solchen Kontrollen keine Angst haben müssen.
Viele Menschen geraten von Natur aus in Panik bei solchen Kontrollen und machen sich erst dadurch verdächtig. Wichtig war mir, den Kindern auch zu vermitteln, dass es bei solchen Kontrollen wirklich alle Personen treffen kann. Sie sollen nicht lernen, dass es Racial Profiling gibt. In diesem Fall wäre es auch unangebracht, solch ein Verhalten anzunehmen, weil es mich getroffen hat.
Manche Dinge kann man nicht kindgerecht erklären
Neben mir standen ganz andere Leute und die sahen alle nicht „ausländisch“ aus. Der Erfahrungshorizont des ersten Beamten war vermutlich: Das könnte ein potenzieller Kandidat sein. Während der erste Eindruck der Beamt:innen, die mit mir das Programm durchgingen, war: „Warum zum Teufel hat er den herausgepickt? Das ist ein Familienvater, unterwegs nach Hause.“
Ich erklärte jedenfalls das Prinzip solcher Kontrollen und wieso es grundsätzlich jede Person treffen kann. Dann fragte ich, ob die Kinder mehr wissen möchten oder etwas unklar sei. Und da kam sie. Diese eine Frage, auf die ich nicht vorbereitet war: „Baba, was sind Drogen?“ Wie erklärt man Kindern, kindgerecht, was Drogen sind und warum es etwas Schlimmes ist?
Was sind Drogen?