Mundgeruch kommt plötzlich im Alltag vor. Das ist nicht ungewöhnlich. Allerdings tritt das Problem häufiger während der Fastenzeit auf. Durch die lange Zeit ohne Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitszufuhr wird die Speichelproduktion gehemmt, sodass sich Bakterien im Mundbereich schneller vermehren können. Das kann zu unangenehmem Atem führen – für einen selbst und für andere.
Inhalt
Bakterien als Hauptursache
Meist sind Bakterien in der Mundhöhle oder im Rachenbereich für Mundgeruch verantwortlich. Speziell Fäulnisbakterien setzen sich gerne auf dem Zungenrücken fest und vermehren sich vor allem nachts, wenn weniger Speichel fließt. Auch mangelnde Mundhygiene, Zahnfleischentzündungen, Karies oder Essensreste in den Zahnzwischenräumen können den Atem verschlechtern.
Gesundheitliche Aspekte
- Trockener Mund: Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme führt zu geringerer Speichelbildung, was die Vermehrung geruchsbildender Bakterien begünstigt.
- Erkrankungen: In einigen Fällen kann Mundgeruch durch Magen-Darm-Probleme, Diabetes oder andere Stoffwechselstörungen ausgelöst werden. Wer dauerhaft darunter leidet, sollte ärztlichen oder zahnärztlichen Rat einholen.
Religiöse Perspektive
In manchen islamischen Überlieferungen (Hadith) wird betont, dass der Atem des Fastenden bei Allah einen besonderen Wert hat. Dies bezieht sich jedoch auf den spirituellen Lohn und sollte nicht als Freibrief verstanden werden, auf Mundhygiene im Ramadan zu verzichten. Rücksichtnahme gegenüber Mitmenschen ist auch während des Fastens wichtig und gehört zu den Tugenden des Fastens.
Praktische Tipps gegen Mundgeruch im Ramadan
- Zahn- und Zungenhygiene
- Zweimal täglich gründlich putzen: Am besten nach dem Sahur (Frühstück vor Sonnenaufgang) und nach dem Iftar (Abendessen). Aber Vorsicht: Nicht direkt nach dem Essen Zähneputzen, damit beschädigt ihr den Zahnschmelz, was zu sehr üblen Schmerzen führen kann.
- Zungenreiniger verwenden: Ein Großteil der geruchsbildenden Bakterien setzt sich auf der Zunge fest.
- Zahnseide oder Interdentalbürsten: Selbst kleinste Speisereste zwischen den Zähnen können Mundgeruch verursachen.
- Zwischendurch Miswaq oder Zahnbürste ohne Zahnpasta
- Miswaq (ein traditioneller Zahnreiniger) kann tagsüber genutzt werden, sofern man das Wasser nicht verschluckt.
- Alternativ hilft eine leicht angefeuchtete Zahnbürste, Bakterien zu entfernen.
- Ausreichend Flüssigkeit
- Zwischen Sonnenuntergang und Morgendämmerung sollte genügend getrunken werden, damit der Mund nicht austrocknet.
- Vorsicht mit koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee oder schwarzem Tee zum Sahur: Sie wirken harntreibend und können Austrocknung fördern.
- Auf Lebensmittel achten
- Obst und Gemüse (z. B. Äpfel, Birnen, Karotten, Minze, Petersilie, Zitrone) helfen, den Atem frisch zu halten.
- Joghurt unterstützt eine gesunde Mundflora und kann geruchsbildende Bakterien hemmen.
- Knoblauch und Zwiebeln lassen den Atem lange unangenehm riechen, besonders wenn tagsüber keine Flüssigkeit aufgenommen wird.
- Rauchen trocknet die Mundschleimhaut zusätzlich aus und verursacht starken Nachgeruch. Schon mal drüber nachgedacht, damit aufzuhören? Der Ramadan ist doch ein guter Anlass!
- Vorsicht bei Mundspülungen
- Viele Produkte enthalten Alkohol oder andere Substanzen, die den Mundraum stark austrocknen.
- Will man sie dennoch nutzen, sollte man darauf achten, nichts herunterzuschlucken, um das Fasten nicht zu beeinträchtigen.
- Regelmäßige Zahnarztbesuche
- Wer häufig unter Mundgeruch leidet, sollte einen Zahnarzt aufsuchen, um Karies, Zahnfleischentzündungen oder andere Ursachen abzuklären.
- Eine professionelle Zahnreinigung kann dabei helfen Bakteriennester zu entfernen, die man oft nicht mit eigenen Mitteln gut erreicht.
Häufige Missverständnisse
- Zähneputzen bricht das Fasten?
Nach vorherrschender Meinung bricht Zähneputzen das Fasten nicht, sofern nichts von der Zahnpasta oder dem Wasser geschluckt wird. Man sollte jedoch aufpassen, dass keine Zahnpasta in den Rachen gelangt. - Mundgeruch ist im Ramadan „normal“ und deshalb kein Problem?
Auch wenn Hadithe darauf hinweisen, dass der Atem des Fastenden einen besonderen Wert hat, ist es dennoch sinnvoll und höflich, Mitmenschen nicht mit unangenehmem Geruch zu belästigen.
Fazit
Mundgeruch im Ramadan ist kein unvermeidbares Übel. Mit konsequenter Mundhygiene (Zähneputzen, Zungenreinigung, Zahnseide, Miswaq), ausreichend Flüssigkeitszufuhr und einer durchdachten Lebensmittelauswahl kann man viel dafür tun, dass der Atem frisch bleibt. Sollte der Gestand trotzdem so stark sein, lohnt sich ein Besuch beim Zahnarzt, um mögliche Ursachen ausschließen zu lassen. So trägt man dazu bei, den Fastenmonat in einer sowohl spirituell als auch zwischenmenschlich angenehmen Atmosphäre zu verbringen.
Mundgeruch im Ramadan: Was kann man gegen den Gestank tun?