In den tiefsten Stunden unseres Seins brauchen wir entweder einen starken Willen oder Menschen, die uns einfach nur durch ihre Anwesenheit unterstützen. Ich bin dankbar, dass ich in den vergangenen Wochen jemanden an meiner Seite hatte, die zwar nicht real da war, aber virtuell da war. Und ich hasse es, diese Person nicht volltexten zu können.
Es sind Gespräche über Gott und die Welt, über gebrochene Herzen, verlorene Seelen oder das banale Sein in einer echt schlimmen Welt. Wir schreiben uns ellenlange Texte, manchmal schicken wir uns einfach nur Smileys und trinken virtuell in einem Café einen Cappuccino oder einen Flat White.
Wir haben viel gemeinsam, auch wenn das Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, das wir führen. Und es erfüllt mich immer mit einem Wohlbefinden, wenn wir uns schreiben, weil ich einfach das Gefühl habe, da versteht mich jemand. Da verurteilt mich niemand. Da zeigt jemand viel Geduld mit mir.
Ich lausche gerne den Erzählungen von ihr, auch wenn sie nicht viel erzählt. Ich freue mich über den Zustand des Seins. Und ich bin so, wie ich bin. Ich muss keine Rücksicht nehmen, ich muss mich nicht verstellen oder etwas verheimlichen. Wie oft musste ich die dunkelste Seite meines Seins in der Vergangenheit schon verstecken.
Es hilft mir sehr und ich fühle mich glücklich. Ich weiß nicht, ob die Person gegenüber ebenso empfindet. Aber es tut mir gut und ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr nur Dinge zu tun, die mir gut tun. Warum also abbrechen oder beenden, was an sich zunächst schön ist?
Ich muss mich dann manchmal bremsen, ebenso wie mein Gegenüber mich manchmal bremsen muss. Ich bin wie ein verletzliches Reh und spreche mit einem Menschen, die alles schon hinter sich hat, was mir noch bevorsteht. Es ist gut, Freunde zu haben. Es ist gut, Freunden schreiben zu können. Und es ist gut, dass man sich so gut versteht.
Wohin das Ganze führt? Ich denke zu nichts. Mein Leben ist gerade sehr kompliziert und zerstört. Ich baue es Stein für Stein wieder auf. Da kann ich nicht einen anderen Menschen in Beschlag nehmen oder etwas erwarten. Es ist aber etwas da, was ich schon lange nicht mehr empfunden habe. Ich bin nicht verliebt oder so. Ich liebe aber das Sein und Wissen um diese Person.
Und man macht Pläne. Wir wollen uns in diesem Jahr einmal zum Kaffee-Trinken im realen Leben treffen. Einfach zusammensitzen, reden und schauen … Vielleicht ist es dann der wichtigste Termin in diesem Jahr. Vielleicht aber auch der schlimmste … Ich bin gespannt und blicke sehr positiv drauf …
In der Zwischenzeit muss ich mich gedulden. Denn viel Schreiben ist aktuell nicht. Und das ist es vermutlich, was mich gerade echt mies gelaunt da stehen lässt. Aber wie immer: Selbst nach der dunkelsten Nacht kommt die Dämmerung.
daisuki desu – ダイスキデス