Alles ist vergänglich

Unsere Gesundheit ist uns ein anvertrautes Gut. Leider sind wir nicht immer in der Lage, auf uns selbst zu achten. Wie wichtig das ist, wurde mir in den letzten zwei Wochen noch einmal deutlich. Oder auch nicht.

Unsere Gesundheit ist uns ein anvertrautes Gut. Leider sind wir nicht immer in der Lage, auf uns selbst zu achten. Wie wichtig das ist, wurde mir in den letzten zwei Wochen noch einmal deutlich. Oder auch nicht.

Ibn ‘Abbas (ra) überlieferte, dass der Gesandte Allahs (ﷺ) sagte: “Zwei Gaben, die viele Menschen verschwenden, sind die Gesundheit und die freie Zeit.”

— Jami`at-Tirmidhi 2304; Buch 36, Hadith 1

Mein Hausarzt ist sauer auf mich. Das kommt immer wieder mal vor. Eigentlich ist er ein ausgezeichneter Gesprächspartner. Wir reden über jeden Blödsinn, den das Universum kennt. Ich freue mich richtig auf meine Termine mit ihm. Das letzte Gespräch fand aber gar nicht statt. Nach etwas mehr als 40 Minuten mit einem Termin im Warteraum, nahm er sich gerade mal 2,5 Minuten Zeit, um mir eine Überweisung ausdrucken zu lassen.

Nach Reden war ihm an diesem Tag nicht zumute. Er entschuldigte sich damit, dass er noch einen anderen Termin hätte. Unser letztes Gespräch war etwas heftiger ausgefallen. Da hatte er mir noch vorgeworfen, dass ich mich langsam aber sicher umbringen würde. Ich habe es mit Gleichgültigkeit abgetan, auch wenn es mir nicht wirklich egal war.

Depression? eher nicht.

Ich bin bedauerlicherweise, was meine Gesundheit angeht, nicht immer ehrlich mit mir selbst. Aber ich bin auch kein Mensch der irgendwie schnell und aktivistisch versucht Dinge zu ändern. Alles braucht mittlerweile aus meiner Sicht Zeit. Und wenn ich die nicht habe, dann ist es halt so. Ich reiß mir nicht den Arsch auf, um körperlich gesund zu sein. Der Zug ist abgefahren. Wir altern, wir verändern uns und wir sterben.

Für meinen Hausarzt ist meine Herangehensweise eher ein Zeichen dafür, dass meine Depression wieder zurück ist und ich am liebsten sterben möchte. Es stimmt schon: Dieses Leben ist mir nicht mehr so wichtig, wie es mir einmal war. Es gibt für mich nicht vieles, was mich daran hängen lässt. Aber das hat weniger mit meiner Depression als mit meinem Glauben zu tun.

Den Moment genießen und nicht über morgen nachdenken

Das Leben in dieser Welt wird vorübergehen. Daran gibt es keinen Zweifel. Der Tod ist die einzige Wahrheit in dieser Welt, die sich nicht leugnen lässt. Und bisher ist es weder der Wissenschaft noch der Medizin gelungen, etwas daran zu ändern. Das heißt nicht, dass ich lethargisch oder melancholisch durch die Welt wandere. Ich nehme die Dinge so wie sie sind und ändere das, was ich kann.

Ich bemühe mich darum ein guter Mensch zu sein. Oft ist mir nicht einmal klar, was einen wirklich guten Menschen ausmacht. Ich lese viel und versuche das zu ergründen, aber was können wir schon verändern? Ich hänge nicht am Leben und ich brauche keine OPs für Lebensfreude, wie die 80- 90-jährigen Opas glauben. Der Moment ist für mich wichtig. Ich bin die Person, die den Moment genießt und über die Zukunft nicht nachdenken will. Sonst würde ich wirklich in Depression, Melancholie und Gleichgültigkeit verfallen.

Der Diabetes ist angekommen

Trotzdem habe ich die ausgedruckten Überweisungen genommen und mich in den letzten Wochen etlichen Ärzten vorgestellt. Meine Liste an neuen Ärzten ist deutlich gestiegen. Ich bin jetzt in Sonderprogrammen und habe in meinem Kalender schon für die nächsten Jahre neue Einträge zu Kontrolluntersuchungen. Zwei Dinge sind passiert: Ich bin Diabetiker und ich bin kurzsichtig geworden.

Dies einzugestehen, das war mir eigentlich nicht möglich. Die Diabetes (Typ2) wurde festgestellt, nachdem ich das letzte Mal im Krankenhaus wegen einer akuten Entzündung gewesen bin. Dabei war auch Blut abgenommen worden und meine Kurzzeit und Langzeit-Zuckerwerte waren viel zu hoch. Das fiel meinem Hausarzt bei der Nachuntersuchung und Betreuung auf. Er verordnete mir das, was Diabetes-Ärzte immer in solchen Fällen verordnen: Metformin.

Viel Bewegung und Ernährungsumstellung

Im Diabetes-Zentrum habe ich dann später eine Blut- und Urin-Probe abgegeben. Die Ergebnisse waren schnell da. Die Werte sind erhöht, aber nichts, was man nicht mit einer Ernährungsumstellung, viel Bewegung und weniger Zucker nicht lösen könne. Ich bin jetzt in einem Sonderprogramm und muss mich alle drei Monate zur nächsten Untersuchung begeben. Meine Mutter ist schon seit über 30 Jahren in einem solchen Programm.

Ich habe mir als Erstes mehrere Bücher zum Thema besorgt und mich durch alle Facetten der Krankheit durchgelesen. Wirklich heilen kann man Diabetes (Typ2) nicht. Man kann aber eine sog. Remission erreichen. Das heißt, dass die Blutzuckerwerte so zurückgehen können, wie es bei einem normalen Menschen ist. Ich habe mich für verschiedene Strategien interessiert. Das Fasten scheint (auch) eine Lösung zu sein. Mal sehen, wohin das führt.

Meine Augen haben sich verschlechtert

Aufgrund der erhöhten Blutzuckerwerte wollte meine Ärztin sichergehen, dass nicht bereits eine sog. Retinopathie vorliegt. Also musste ich zum Augenarzt. Für jemanden, der zuletzt vor 15 Jahren bei einer Kontrolluntersuchung beim Augenarzt war, ein schwieriges Unternehmen. Aber innerhalb kürzester Zeit konnte ich einen Termin bei einem Augenarzt ausmachen. Keine Selbstverständlichkeit in diesem Land.

Ich wurde auch hier ordentlich geprüft. Der Augenarzt stellte mir diverse Fragen, auch zu eigenen Beschwerden. Er hat dann meine Augen und Netzhaut ordentlich kontrolliert. Mit Hightech-Messverfahren wurde ich dann auch klassisch abgefragt, um zu klären, ob ich überhaupt ordentlich sehen kann. Die Reihen konnte ich alle lesen. Auch die grafische Analyse war kein Problem. Doch die Verschlechterung meiner Augen wurde mir bewusst.

Ich bin kurzsichtig geworden

Am Ende stand fest, dass sich keine Retinopathie feststellen lässt. Ich muss aber aufgrund der Diabetes jährlich zur Kontrolle. Was ich aber auch brauche, ist eine neue Brille. Ich klage schon länger darüber, dass ich Nachts nicht immer gut sehe und leichte Probleme beim Autofahren habe. Wie sich herausgestellt hat, bin ich mittlerweile etwas kurzsichtig geworden. Das erklärt auch die gewisse Nachtblindheit, die sich kundtut.

Die Werte sind nicht erschreckend und im Alltag werde ich auch weiterhin nur meine Bildschirm-Brille brauchen. Aber fürs Autofahren bei Nacht sollte ich mir lieber eine Brille zulegen, meinte mein Augenarzt. Die von mir beschriebenen Probleme würden sich mit den Ergebnissen der Messungen und des Sehtests decken. Ich habe einen Termin mit dem Optiker hier vor Ort vereinbart. Da wird jetzt nachgemessen und genauer geschaut werden.

Der Urlaub ist vorbei

Ich habe so gesehen den Urlaub für diese und viele weitere Termine genutzt. In meiner “freien” Zeit habe ich mich dann an meine Vorsätze für das neue Jahr gemacht. Ich werde inschallah wieder Islam-Unterricht geben. Ich habe mit meiner Lesung des Ihya von Imam Ghazali (ra) angefangen. Ein paar Bücher mehr werde ich noch lesen und versuchen mich etwas mehr meiner Gesundheit sowie Familie zu widmen.

Trotz dieser Vorsätze: Am Ende der Tage erfreut man sich einiger schöner Momente. In diesen Momenten vertieft man sich in die Bücher, die man gekauft hat, spricht mit den Kindern über ihre Vorstellungen, über ihre Freuden und Ängste oder man nimmt sich die Zeit für die Ehefrau, um einfach gemeinsam zu chillen und abzuschalten. Und trotz allem, was man tut, ist man sich immer bewusst: Alles ist vergänglich.

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