Aldous Huxley: Schöne Neue Welt

In seiner Dystopie „Schöne Neue Welt“ beschreibt Aldous Huxley, aus der Sicht des Jahres 1931, die mögliche Zukunft der Menschheit. Ein Buch, das uns angesichts seiner Aktualität zum Nachdenken anregen muss.

Aldous Huxley war ein sog. Universalgenie. Er schrieb mehrere Romane und Essays, beispielsweise von seinen Reisen, eher er sich an sein wohl bekanntestes Werk „Schöne Neue Welt“ herangemacht hat. Seine Arbeit an dem Werk dauerte mehrere Jahre und Huxley bezieht sich im Text immer wieder auf Theorien und reale Persönlichkeiten. Die Namen seiner Protagonisten sind nicht frei gewählt, ebensowenig die Theorien zur Zukunft der Menschheit.

Huxley schrieb für seine Zeit teilweise unverständliches Zeug. Andererseits erkannte er teilweise auch moderne Technologien und wie sie sich weiter entwickeln würden. Einen gewissen „Fordismus“ bewahrte er sich dennoch in diesem Buch. Dennoch ist die Stärke dieses Buches nicht die mögliche Vorhersage einer modernen Zukunft mit all ihren Facetten, sondern eher die Kritik an unserer eigenen Bewegung in eine moderne Zukunft.

Gesellschaftskritik und Warnung vor autoritären Systemen in der „SChönen Neuen Welt“

So beschreibt Huxley denn auch seine Kritik an der Gesellschaft und den Gesellschaftsformen ziemlich eindeutig anhand der Erzählungen von Wilden, Fremden und einer Gesellschaft, in der man sich zur Sklaverei für das Gemeinwohl verpflichtet. In dieser Gesellschaft „gehört Jeder jedem“ wobei auch Huxley das Patriarchat eher fortgeschrieben zu haben scheint. Was vielmehr fasziniert ist die Tatsache, dass die Menschheit sich nicht mehr selbst reproduziert, sondern Menschen in Reproduktionsstätten nach Kasten ausgewählt gezüchtet werden.

Der wahrhaft effiziente totalitäre Staat wäre der, in dem eine allmächtige Exekutive von Politbossen und ihr Heer von Managern eine Bevölkerung aus Sklaven kontrolliert, die man zu nichts zwingen muss, weil sie ihr Sklavendasein liebt. Sie dazu zu bringen, es zu lieben, ist in den heutigen totalitären Staaten die Aufgabe von Propagandaministerien, Zeitungsredakteuren und Lehrern.

Huxley, Aldous. Schöne Neue Welt: Ein Roman der Zukunft (Fischer Klassik) (German Edition) (Kindle-Positionen 3470-3473). FISCHER E-Books. Kindle-Version.

Kein Wunder, wenn heute, wo immer eine Meldung über Klontiere oder die Züchtung von Stammzellen durch die Medien geistert, alle sich an Huxley erinnern. Dabei wollte der Autor auf etwas anderes hinaus, als uns allen zu erklären, dass Menschen in der Zukunft ohne Sex und nur im Reagenzglas gezüchtet werden. Vielmehr zeigt Huxley die mögliche Zukunft eines autoritären Regimes, indem es keinen Platz mehr für Individualisten gibt. Und damit hat er seiner Zeit weiter vorangegriffen, erkannte er doch die Entwicklung zu autoritären, nationalen und nationalsozialistischen Regimes.

Sprache und Visionen

In dieser Erkenntnis liegt aber auch noch eine weitere vor: Die Erkenntnis, dass auch die Demokratie – egal in welcher Form sie heute gelebt wird – gefährdet wird von der Autokratie und dem Populismus. Vielleicht interpretiere ich hier zu viel hinein, aber Huxley hat uns eigentlich vor uns selbst gewarnt. Die Erkenntnisse zur Zukunft bleiben dabei höchst interessant. So werden Geisteswissenschaften als vom Aussterben bedroht klassifiziert, die Wegwerfgesellschaft vorweggenommen, die Aushöhlung jeglichen Schamgefühls und der sexuellen Revolution vorhergesagt.

An vielen Stellen ist der Autor auch problematisch behaftet, wie sich anhand von Sprache, die im Kontext von Dekolonialisierungsstudien entlarvt werden müsste, zeigt. Zugleich aber auch an Beschreibungen, die wir heute als Antisemitisch bezeichnen würden und die auch als Vorlage für Verschwörungstheorien gegen Jüdinnen und Juden weltweit dienten. Faszinierend ist auch die Kritik an Religion an sich und der Entwicklung des Konstrukts der Seele, welche vor allem im Gespräch mit den Protagonisten „John Savage“ und „Mustapha Mond“ deutlich werden.

›Die Götter sind gerecht.‹ Zweifellos. Aber ihr Gesetzeskodex wird letzten Endes von jenen Menschen diktiert, die die Gesellschaft ordnen. Stichwortgeber des Schicksals sind Menschen.«

Huxley, Aldous. Schöne Neue Welt: Ein Roman der Zukunft (Fischer Klassik) (German Edition) (Kindle-Positionen 3045-3047). FISCHER E-Books. Kindle-Version.

Fazit zum Buch „Schöne Neue Welt“

Insgesamt ist Huxleys Dystopie ein Lehrstück darüber, wie man sich über die emotionale Entwicklung einer Gesellschaft Gedanken machen kann. Sie dient uns als Rück- und Ausblick in unsere Vergangenheit und unsere Zukunft. Zugleich ist das Werk gespickt mit Zitaten aus Werken des britischen Schriftstellers Shakespeare, die einem sog. „Wilden“ in den Mund gelegt werden, um die Aristokratie ins Wanken zu bringen. Ein schönes Buch über eine Welt, deren technologischer Fortschritt leider die Moral und Ethik vollkommen zur Seite legt, weil sie nur noch funktional sein möchte. Vielleicht ist das unser aller Problem. Wir brauchen keine perfekte Welt.

Titel: Schöne Neue Welt
Autor: Aldous Huxley
Verlag: Fischer
ISBN: 9783596905737

Akif Şahin

Akif Şahin aus Hamburg. Arbeite als SEO-Manager für eine der größten Bildungs-Gruppen in Europa. Als Muslim interessiert mich die Geschichte und Kultur des vorderen Orients. Auf diesem Blog gibt es Einsichten, Aussichten und Islamisches.

weitere Beiträge

Post navigation

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Buchbesprechung – „DITIB und der ferngesteuerte Islam in Deutschland“ von Eren Güvercin

Buchbesprechung – „Gott 2.0 – Grundfragen einer KI der Religion“ von Ahmad Milad Karimi

Buchbesprechung – „Maktub“ von Paulo Coelho: Wege zu einem gottgefälligen und glücklichen Leben

Der moderne Mensch verfällt der Gleichgültigkeit – Eine Analyse von „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon